Es ist das ewige Thema im Rennsport: Zahlreiche Fahrer regen sich über die Sportwarte am Streckenrand auf und die Herren der Flaggen lassen an so manchem Fahrer kein gutes Haar. In den letzten Jahren wurde schon viel um Verständnis und für ein Miteinander geworben, doch Rennfahrer und DMSB-Instruktor Michael Holz hat jetzt einmal den Perspektivwechsel gewagt und sich bei einem Rennen der VLN Langstreckenmeisterschaft an einen Posten hinter die Leitplanke gestellt.
„Ich habe höchsten Respekt vor der Leistung der Sportwarte und kann jedem Fahrer, der auch manchmal mit den Flaggensignalen unzufrieden ist, nur empfehlen, es selbst zu machen“, so lautet das Fazit nach einem anstrengenden und lehrreichen Tag an der Nordschleife. Aber fangen wir vorne an: Das Treffen der Sportwarte war auf 7.00 Uhr am Morgen festgelegt. Zum Vergleich, das Qualifying beginnt in der Regel um 8.30 Uhr und so mancher Fahrer ist auch nicht viel früher bei seinem Team. Im strömenden Regen hieß es erste Instruktionen zu empfangen, Funkgeräte und Flaggen einzusammeln und dann zum Posten zu fahren.
Gemeinsam mit dem erfahrenen Sportwart Michael Mauel war Holz an Posten 121 eingeteilt – wer die Strecke gut kennt: Das ist im Abschnitt Ex-Mühle, außen. „Als wir am Posten ankamen, sah ich, dass vor uns schon die „Heinzelmännchen“ tätig waren, die Feuerlöscher, Ölbindemittel und einen Besen an jedem Posten verteilt hatten.“ Andere Sportwarte waren also schon vor 7.00 Uhr unterwegs, um einen reibungslosen Ablauf sicher zu stellen.
Völlig durchnässt und bei reichlich Nebel begann für Holz jetzt die langwierigste Zeit des Tages. Denn Autos fuhren wegen der Bedingungen erst einmal nicht. Als es dann endlich losging, machte Holz die Erfahrung, die kein Pilot derart erwartet. „Beim ersten Renner bin ich erstmal zusammengezuckt, denn wir standen direkt in der Schusslinie.“ Während Kollege Mauel ganz entspannt alles beobachtete, machte sich Holz so seine Gedanken. Gedanken, die er als Rennfahrer nie hatte. „So schnell wirkt das im Auto einfach nicht.“
Als ein langsames Auto vorbeikommt, ist der erste Flaggeneinsatz gefragt. Zunächst weiß, dann doch gelb. „Du musst teilweise in Sekundenbruchteilen die richtige Entscheidung treffen“, meinte Holz hinterher beeindruckt, „Du musst ständig voll konzentriert sein, und das unabhängig von den Witterungsbedingungen, ob du vielleicht komplett durchnässt bist oder stundenlang im Matsch stehst. Das ist eine echte Konzentrationsleistung über mehrere Stunden am Stück.“
Da das verspätete Training auch einen späteren Rennstart zur Folge hatte, durfte Holz dann erst gegen 17.30 Uhr seinen Posten verlassen. „Das war wirklich eine harte Nummer. Wenn sich nun ein anderer Fahrer über falsche Flaggensignale beschwert, sag ich künftig: „Setzen, 6. Mach es besser!“
Holz kann jedem seinen Rennfahrerkollegen nur empfehlen, selbst einmal einen solchen Tag bei den Sportwarten mitzumachen. „Man wird freundlich empfangen und erlebt die andere Seite der Leitplanke sehr intensiv.“ In Zukunft wird er wieder selbst am Lenkrad drehen.
Beschwerden über Sportwarte sind für ihn aber endgültig passé.